Das LANiS Portal – Schulportal Hessen bietet für die aktuellen Anforderungen zu wenig Funktionen, insbesondere was die Kommunikation mit den Schülerinnen und Schüler anbelangt. So ist derzeit nicht mal eine Art Chat Funktion integriert und ob eine Videofunktion noch kommt, ist fraglich. Die Schulträger gehen also gezwungenermaßen eigene Wege.
Um digitalen Unterricht überhaupt sinnvoll gestalten zu können, benötigt es, neben einem Internetanschluss, zwei Dinge: Die technischen Geräte und Plattformen, auf denen der Unterricht auch per Videokonferenz stattfinden kann. Für beides hat die Landesregierung nicht gesorgt.
Noch im März 2020 hatte das Land zudem keinen einzigen Förderantrag zum Digitalpakt Schule bewilligt. Viele Bundesländer waren dabei erheblich zügiger. Der Kultusminister antwortete auf Nachfrage von mir in der Plenarsitzung im Mai, dass mittlerweile lediglich zwei Förderanträge von öffentlichen Schulträgern bewilligt wurden.
Immerhin hat der Bund den Betrag für die technische Ausstattung von Schulen um 150 Euro erhöht. Ich erwarte, dass das Land dieses Geld verdoppelt. Dann wären die Kosten für ein wiederaufbereitetes Gerät, das die Anforderungen erfüllt, gedeckt.
Bis das soweit ist, hatte der SV 98 in Zeiten von Corona über eine Plattform unter dem Motto #soliDArisch zur Spende von Geräten aufgerufen, die auch ich unterstützt habe.
Auch bei den Schulplattformen zeigt sich, dass das Land kein eigenes Konzept für Homeschooling vorweisen kann. Stadt und Landkreis erarbeiten daher eigene Möglichkeiten, um den Unterricht über verschiedene (Video-)Plattformen zu organisieren. Die Schulträger gehen nun eigene Wege in Sachen digitaler Unterricht. Das spricht Bände über die digitale Bildungspolitik des Landes.
In Darmstadt soll, laut Angaben der Stadt, das Klassenzimmer jetzt viral gehen. In Darmstadt gibt es 42 Schulen. An einer einzigen davon läuft die neue Videokonferenzlösung der Digitalstadt. Da von viral gehen zu sprechen, ist etwas übertrieben. Passender wäre: Die Stadt kommt zu spät zum Unterricht.
Der Dank geht zuallererst an die Schulleitungen und Lehrkräfte, die in viel Eigeninitiative Lösungen für den Unterricht entwickelt haben. Dies gilt insbesondere für die HEMS. Auch die Gutenbergschule in Eberstadt ist hier Vorreiter. Die Stadt schmückt sich in Sachen Digitalisierung an Schulen also etwas mit fremden Federn.
Dennoch stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, inwieweit es sinnvoll ist, dass die Darmstädter Schulen jetzt das digitale Angebot der Stadt nutzen, um dann nach den Ferien wieder auf LANiS umzusteigen. Dies muss man vor allem hinsichtlich der Tatsache bedenken, dass es in der Regel Lehrkräfte sind, welche die Programme installieren und sämtliche Schul- und Schülerdaten einpflegen müssen.
An dieser Stelle wird auch ein grundlegendes Problem deutlich. Wir brauchen in Darmstadt schlichtweg eine Offensive in Sachen Digitalisierung der Schulen. Das fängt bei der Hardware an und endet bei funktionierendem W-LAN.